Zusammenschlüsse bei den Sparkassen
Die Krise hat eingeschlagen. Zwar heben Sparkassen immer wieder hervor, sie seien sicher vor der Krise, wer aber genauer hinschaut, wird feststellen, dass das nicht so ganz richtig ist: Beispiel Stadtsparkasse Hemer. Sie fusionierte mit der Sparkasse Menden, um diese vor den Folgen der Krise und damit dem Aus zu retten. Die Vorstände sind zufrieden. Dietmar Tacke, Vorstand der neuen Sparkasse Märkisch Sauerland: “Wir haben schon vor Jahren die Risiken gesehen und gesagt, irgendwann geht das in Menden schief.” Bürgermeister von Hermer Michael Esken dazu: “Jetzt machen wir aus den zwei Dampfern ein Schnellboot.” Bleibt nur zu hoffen, dass der Kapitän, Tacke, nicht untergeht.
Denn, mal ehrlich, wenn ein staatliches Schiff am Sinken ist, ist das ein Eingeständnis, dass einiges schief gelaufen ist. An die heutige Zeit haben die Sparkassen ihren Anschluss verpasst – und doch von der Krise profitiert, weil Anleger hier ihr Geld sicher wähnen. Das bedeutet: Die Sparkassen haben es nicht aus eigener Kraft geschafft, als Sieger aus der Krise hervorzugehen, sondern aufgrund ihrer Behäbigkeit und dem Nicht-Anpassen an die Zeit. Andere haben’s gemacht – und sind damit hingefallen. Die Kunden, die mitstolperten, fängt die Sparkasse nun mit offenen Armen auf. Langfristig vielleicht eine nicht durchzuziehende Taktik. Wie entwickelt sich das weiter?
Die Gelder, die der Staat als Finanzspritze in die Landesbanken einfährt, gehen an die Reserven der Sparkassen. Heißt: Um die Kunden zu halten, ist mehr Effizienz nötig. Oder Fusionen. Wie jetzt in Herme-Menden geschehen. Sich von altem Staub befreien, heißt jetzt die Devise. Man bedenke, dass ein solches Vorgehen – Fusionen als Weg aus der Krise – zum Standard geworden sind: Gab es 1996 noch 607 selbstständige Sparkassen, sank diese Anzahl 2008 auf 438. Und so geht’s weiter, wie Berater Rolf Beike weiß: “Es wird immer schwieriger für sie, ihre immensen Personal- und Sachkosten zu verdienen. Schließlich braucht heutzutage, zumindest für das Standardgeschäft, kaum ein Kunde noch eine Sparkassenfiliale vor Ort, die meisten Prozesse laufen über Automaten oder im Internet ab.”, erklärt Beike und prognostiziert, dass letztendlich höchstens noch 100 Sparkassen übrig bleiben.
Sparkassen sehen sich untereinander kaum als Konkurrenz, sondern stehen meist solidarisch füreinander ein. Aber die Konkurrenz lauert von anderer Seite: Fremde Filialbanken und billige Direktbanken machen den Sparkassen die Kunden streitig. Abgesehen, dass es Girokonten heute bei vielen Banken kostenfrei gibt, sanken die Spareinlagen zwischen 2006 und 2009 bei den Sparkassen von 305 auf 264 Milliarden Euro, ermittelte die Bundesbankstatistik. Tendenziell steigen die Spareinlagen wieder, allerdings wird das wahrscheinlich ein Ende nehmen, wenn die Zinssätze bei Anlagen wie Tages- und Festgeld allgemein wieder steigen und das Sparbuch aufhört, an neuem Ruhm zu gewinnen.
Gerade auf unkonventionellem Wege muss die Sparkasse Gas geben. Heute gehen die wenigsten noch zur Filiale, um Anlagen oder Kredite abzuschließen, das Geschäft läuft online – und da muss die Sparkasse offensiver zur Tat schreiten.
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